Ich arbeite mittlerweile seit über sechs Jahren selbstständig als Designer im digitalen Bereich und habe schon viele Freiheiten genutzt, die das Freelancer Business so mit sich bringen. Eine Sache aber bisher noch nicht und zwar eine Reise zu unternehmen und gleichzeitig bewusst durch Jobs nebenher auch Geld zu verdienen.
Das klingt doch erstmal genau danach, was viele überhaupt erst an dem Freelancer-Dasein toll finden würden, oder?
Ich habe es ausprobiert und meine Erfahrungen haben mir gezeigt, dass es doch nicht so einfach ist, wie ich anfangs gedacht hätte und dass ich Arbeit vermutlich in Zukunft auch lieber von meinem Urlaub trennen möchte.
Ich arbeite mittlerweile seit über sechs Jahren selbstständig als Designer im digitalen Bereich und habe schon viele Freiheiten genutzt, die das Freelancer Business so mit sich bringen. Eine Sache aber bisher noch nicht und zwar eine Reise zu unternehmen und gleichzeitig bewusst durch Jobs nebenher auch Geld zu verdienen.
Das klingt doch erstmal genau danach, was viele überhaupt erst an dem Freelancer-Dasein toll finden würden, oder?
Ich habe es ausprobiert und meine Erfahrungen haben mir gezeigt, dass es doch nicht so einfach ist, wie ich anfangs gedacht hätte und dass ich Arbeit vermutlich in Zukunft auch lieber von meinem Urlaub trennen möchte.
Meine ersten Freelancer-Erfahrungen als digitaler Nomade
Es klingt so ein bisschen wie ein Hype. Menschen verlassen ihren Arbeitsplatz, kündigen teilweise sogar ihren Job und ziehen los, um die Welt zu erobern. Das Geld dafür verdienen sie einfach nebenher.
Auf den Bildern, die sie während ihrer Reise veröffentlichen, sieht alles traumhaft aus. Das Meer, die Hängematte, der Strand und ab und zu mal der Laptop. Eine Kombination, die, wie ich wette, bestimmt viele mal gegen ihren bisherigen Arbeitsalltag eintauschen würden.
Das gute an einer Selbstständigkeit ist, dass du niemanden fragen musst, ob du einfach mal ausreisen darfst um genau das auszuprobieren. Ich bin mein eigener Chef und somit habe ich auch die Kontrolle darüber, an was ich arbeite und wo ich das mache. Auch meine Projekte sind größtenteils Website Designs, App Layouts und Strategien und Konzepte. Das muss nicht im Büro oder Zuhause passieren, denn Strom um den Akku aufzuladen, gibt es mittlerweile ja überall.
Also habe ich es einfach mal versucht. Zwar nicht sehr lange, aber letztendlich sollten es für mich auch eher so die ersten Gehversuche in dem Bereich sein.
Der Plan
Mein Plan war, insgesamt knapp zwei Monate zusammen mit meiner Freundin Paula in Vietnam und Thailand zu reisen. Sie hatte einen Monat unbezahlten Urlaub genommen und ich wollte unterwegs Geld verdienen, um zumindest die gesamte Reise und meine Ausgaben Zuhause in Hamburg zu decken.
Dafür habe ich drei kleinere Projekte schon vor Reiseantritt fest zugesagt und noch einen spontanen Auftrag während der Reise reinbekommen.
Es ging um ein Website Layout für eine Produktseite, einen Prototypen und ein Mobile Design für eine schon bestehende Augmented Reality App.
Der Plan war, erst drei bis vier Wochen in Vietnam ohne zu arbeiten zu reisen und dann in Thailand auch mal ein paar Tage länger an einem Ort zu bleiben, um eben an genau diesen Aufträgen zu arbeiten.
Ich war mir ziemlich sicher, dass ich die Projekte irgendwie alle fertigstellen und den Kunden liefern könnte. Wie sich aber vor Ort rausstellte, war es doch nicht so einfach, wie gedacht. Aber dazu später mehr.
Lass uns am besten erstmal mit dem anfangen, was ich bewusst auf dieser Reise in Kombination mit dem Arbeiten dazu gelernt habe.
Was ich als Design Freelancer unterwegs gelernt habe
Die mit Abstand beste Erfahrung, die ich fast von Beginn an erleben durfte, war, viel effizienter zu arbeiten. Ich habe in einer Premium Podcast Folge auf Patreon schon mal darüber gesprochen, dass es einen sehr wichtigen Unterschied gibt, zwischen produktiv arbeiten und effektiv arbeiten. Du kannst also locker vier Layouts am Tag erstellen, davon könnte aber keines wirklich die Ziele des Kunden erreichen. Das heisst, du hattest dann zwar einen sehr produktiven Tag und bist vielleicht stolz auf dich selber, warst aber nicht wirklich effektiv, was dir beim Arbeiten mit Kunden absolut nichts bringt.
Nur weil du lange an Dingen arbeitest, werden sie nicht auch gleich zu etwas wichtigerem. Und das bedeutet, dass das, was du tust, um einiges wichtiger ist als wie du es tust.
Natürlich weiß man das zuhause auch, aber auf Reisen ist es mir noch deutlicher bewusst geworden. In Deutschland bekommen wir einfach schon sehr früh dieses klassische und irgendwie auch veraltete Konzept von einem acht Stunden Tag aufgestempelt. Und deshalb versuchen wir auch oft, die gegebene Zeit mit dem zu füllen, was wir als Auftrag zu erledigen haben.
Genau deswegen gibt es bei mir im Home-Office auch häufig Tage, an denen ich einen ganzen Tag an einem Layout sitze. Wenn ich mir dafür aber beispielsweise nur drei Stunden geben würde, wäre das Ergebnis höchstwahrscheinlich das Gleiche wenn nicht sogar noch besser, weil man in kürzerer Zeit ja auch konzentrierter arbeiten kann.
Das war aber nicht nur der einzige Antrieb, der mir geholfen hat, an meinen Arbeitstagen im Urlaub Aufgaben schnell zu bearbeiten. Der wahrscheinlich einflussreichste Antrieb war direkt vor meiner Tür: Die Natur, das Ungewisse, neue Erfahrungen. Alles das, für was ich überhaupt losgezogen bin, lockt mich quasi aus diesem Arbeits-Trott raus.
Ich hätte einfach nichts davon, im Urlaub die gleichen acht Stunden abzuarbeiten, wie es die meisten in Deutschland jeden Tag tun. Danach wäre nur noch sehr wenig von dem zur Verfügung, wofür man eigentlich arbeitet. Ich hätte nicht mehr genügend Zeit, etwas zu erleben oder am Strand zu faulenzen.
Dieser Antrieb hatte während meiner Reise einen viel größeren Einfluss auf mich und meine Arbeit als es in den vergangenen Jahren zuhause der Fall war. Und im Nachhinein macht es für mich so viel mehr Sinn, genau das auch wieder mit in mein Home-Office nach Hamburg zu bringen.
Ich möchte mir selbst unabhängig von dem Kunden knappere Deadlines setzen. Und zudem nur an den Dingen arbeiten, die auch wirklich wichtig sind und sich danach auch einfach mal direkt zu belohnen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
Das Problem ist, dass es einem ständig umgekehrt auf sozialen Medien vorgelebt wird. Hustle, Hustle, arbeiten, arbeiten. Der richtige Unternehmer hat nur wenig Zeit und das ist irgendwie cool.
Da steckt natürlich auch viel Wahrheit drin. Von nichts kommt einfach auch nichts. Aber ich sage lieber, dass wirklich smart zu arbeiten, vielleicht in Zukunft für mich die interessantere Herausforderung ist. Wie kann ich also Abläufe auf eine schlaue Weise noch mehr optimieren und automatisieren, sodass ich mehr Zeit für andere Dinge im Leben habe, ohne dabei Kompromisse in Umsatz und Komfort eingehen zu müssen.
Das ist meine persönliche Herausforderung für nächstes Jahr und ich bin froh, dass sie sozusagen während dieser Reise entstanden ist.
Warum für mich als Design Freelancer das ortsunabhängige Geld verdienen eher nichts ist
Was das Arbeiten auf Reisen schwierig macht
Jetzt, da ich dir meine beste Erfahrung in Bezug auf das Arbeiten verraten habe, geht es natürlich auch um das, was das Arbeiten auf Reisen vielleicht eher nicht so einfach macht.
Wenn man sich die Bilder anschaut, die andere Freelancer und digitale Nomaden von unterwegs aus posten, dann sieht diese Art zu arbeiten irgendwie super geil aus.
Du hast Urlaub, kannst jeden Monat bisschen reisen und nebenher auch noch dein Geld verdienen. Das hört sich schon wie ein Traum-Job an.
Fangen wir aber erstmal damit an, das gerade in Vietnam und Thailand, wo wir jetzt unterwegs waren, die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit einfach ganz anders sind als in Deutschland. Dein Körper fühlt sich tagsüber und auch in der Nacht irgendwie schwerer und anstrengend an, weil dich diese Gegebenheiten einfach runterziehen. Man denkt lustigerweise schnell darüber nach, ob eine bestimmte Bewegung jetzt wirklich sein muss oder nicht. Und genauso ist es auch mit deinem Gehirn. Über Projekte nachzudenken oder sich gute Ideen zu überlegen, ist mir dort schwerer gefallen, als Zuhause.
Was ich damit sagen will ist, dass du bei anderen oft diese Bilder in der Natur oder am Strand siehst und am nächsten Tag vielleicht ein Bild von einer Arbeitssituation und du verbindest diese zwei Dinge schnell miteinander. Meine Erfahrungen haben mir aber gezeigt, dass es sehr schwierig ist, überhaupt draußen zu arbeiten, gerade weil das Wetter einfach so anstrengend ist. Selbst dein Laptop auf dem Schoß wird schnell super heiss, so dass man ihn lieber auf einem Tisch ablegen würde. Und genauso ist die Vorstellung am Strand zu arbeiten der größte Quatsch, weil dir da ständig der Sand in die Tastatur fliegen würde.
Ich habe mal ein paar Tage lang jeden Morgen um halb sieben an einem Tisch unter einer traumhaften Palmenlandschaft in einem gepflegten Garten gesessen und sozusagen mit Blick aufs Meer zwei bis drei Stunden gearbeitet. Aber mehr ging dann auch nicht. Das Wetter hat mich schon morgens so runtergezogen und ich könnte mir absolut nicht vorstellen, dort mal sechs Stunden am Stück zu layouten. Zusätzlich hast du natürlich auch Stech-Mücken, die nerven oder Ameisen die über deinen Bildschirm laufen.
Das heisst, auch wenn ich dort an den schönsten Stränden bin oder in einer Palmenlandschaft wohne, musste ich mich sozusagen trotzdem zum Arbeiten zurückziehen.
Jetzt im Nachhinein hat alles gut funktioniert, aber nur weil ich mir schon vor der Reise bewusst die Projekte mitgenommen habe, bei denen ich wusste, wie ich sie abarbeiten könnte und wie lang ich in etwa Zuhause dafür brauchen würde. Wenn ich mir jetzt aber vorstelle, längere Zeit unterwegs zu sein und die gleiche Art von Projekten zu bearbeiten, die ich dieses Jahr schon fertiggestellt habe, dann würde das dort nicht funktionieren.
Für manche Layouts, Konzepte und Ideen brauche ich einfach den ganzen Tag und ich genieße es auch mal von morgens bis abends an einem Projekt zu arbeiten. Aber das wäre an den Plätzen, wo wir jetzt waren, so anstrengend für mich gewesen, dass ich es überhaupt nicht richtig genossen hätte.
Und auch wenn in Thailand die Massagen super sind, wäre mein Rücken total kaputt. Du hast einfach keinen teuren Schreibtischstuhl, der dir in jedem Resort zur Verfügung steht. Du sitzt auf einem Holzstuhl vielleicht sogar ohne Polster oder Lehne und ich war froh, wenn ich nach zwei Stunden wieder aufstehen konnte.
Und wenn ich mich in ein Restaurant oder Coworking Space gesetzt habe, dann waren dort vielleicht bessere Gegebenheiten, aber ich war zu schnell abgelenkt von anderen Menschen oder einfach von der neuen Umgebung. Für mich würde es also eine sehr große Aufgabe und Umstellung sein, das gleiche Level, das ich hier in Hamburg an Jobs und Aufträgen für Kunden bearbeite, genauso ortsunabhängig zu liefern.
Was ich zudem beim Arbeiten am meisten vermisst habe, war einerseits mein Schreibtischstuhl und mein 27" großer Bildschirm. Wenn ich an Web-Layouts arbeite, möchte ich einfach nicht immer auf einen kleinen Laptop-Screen schauen müssen. Das ist für eine gewisse Zeit mal ok, aber wenn ich viele Designs ausprobieren möchte, dann müssen die angelegten Layouts auch atmen können und Platz außen herum haben.
Aber genau diese Erfahrungen und Schwierigkeiten wollte ich ja auch erstmal in diesen zwei Monaten ausprobieren und erleben. Würde ich das ganze jetzt nochmal bewusst machen wollen, würde ich mich vor Ort von Beginn an ganz klar nach anderen Gegebenheiten umschauen. Wir sind eben auch häufig zuerst danach gegangen, wo es am schönsten ist und nicht danach, wo ich vielleicht am besten arbeiten könnte.
Schnell abgelenkt werden
Trotzdem muss ich mir auch eingestehen, dass ich jemand bin, der am besten arbeiten kann, wenn niemand ständig durch mein Büro läuft, wenn es eher ruhig um mich rum ist und wenn ich mich in einem gewohnten Umfeld befinde. Ich weiß einfach, wie schnell ich bestimmte Dinge an meinem Schreibtisch normalerweise bearbeiten kann. Und das ist auch eine Stärke, die ich häufig beobachte, wenn ich als Freelancer mit anderen im Team arbeite. Ich kann im Vergleich zu anderen einen sehr starken Fokus entwickeln und wirklich schnell Aufgaben lösen. Und mir wurde im Urlaub einfach bewusst, dass ich das nicht überall abrufen kann. Und das ist für mich persönlich auch eine extrem wertvolle Erfahrung. Weil es absolut kein Problem ist Urlaub und Arbeit eben auch zu trennen.
Welche Freiheiten ich trotzdem als Design Freelancer auch Zuhause habe
Wenn man ehrlich ist, habe ich die gleichen Freiheiten, die ein Freelancer auf Weltreise hat, ja auch Zuhause. Wir nutzen sie vermutlich nur einfach weniger.
Ich habe erst kürzlich noch mit einem Designer aus meiner Patreon Community darüber gesprochen. Es geht nicht unbedingt um die Freiheit, überall zu arbeiten, sondern auch darum, zu entscheiden, wann man eigentlich arbeitet.
Wenn ich also übers Wochenende Freunde in einer anderen Stadt besuche, muss ich nicht Sonntag Abend wieder zurückfahren, nur weil Montag wieder mein fester Job anfängt. Wenn du selbstständig bist, kannst du noch ein paar Tage dran hängen oder auch erst dann zurückfahren, wenn zum Beispiel die Preise günstiger sind. Und diese Flexibilität macht es wirklich aus und ist auch vor Ort Zuhause vorhanden.
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Meine ersten Freelancer-Erfahrungen als digitaler Nomade
Es klingt so ein bisschen wie ein Hype. Menschen verlassen ihren Arbeitsplatz, kündigen teilweise sogar ihren Job und ziehen los, um die Welt zu erobern. Das Geld dafür verdienen sie einfach nebenher.
Auf den Bildern, die sie während ihrer Reise veröffentlichen, sieht alles traumhaft aus. Das Meer, die Hängematte, der Strand und ab und zu mal der Laptop. Eine Kombination, die, wie ich wette, bestimmt viele mal gegen ihren bisherigen Arbeitsalltag eintauschen würden.
Das gute an einer Selbstständigkeit ist, dass du niemanden fragen musst, ob du einfach mal ausreisen darfst um genau das auszuprobieren. Ich bin mein eigener Chef und somit habe ich auch die Kontrolle darüber, an was ich arbeite und wo ich das mache. Auch meine Projekte sind größtenteils Website Designs, App Layouts und Strategien und Konzepte. Das muss nicht im Büro oder Zuhause passieren, denn Strom um den Akku aufzuladen, gibt es mittlerweile ja überall.
Also habe ich es einfach mal versucht. Zwar nicht sehr lange, aber letztendlich sollten es für mich auch eher so die ersten Gehversuche in dem Bereich sein.
Der Plan
Mein Plan war, insgesamt knapp zwei Monate zusammen mit meiner Freundin Paula in Vietnam und Thailand zu reisen. Sie hatte einen Monat unbezahlten Urlaub genommen und ich wollte unterwegs Geld verdienen, um zumindest die gesamte Reise und meine Ausgaben Zuhause in Hamburg zu decken.
Dafür habe ich drei kleinere Projekte schon vor Reiseantritt fest zugesagt und noch einen spontanen Auftrag während der Reise reinbekommen.
Es ging um ein Website Layout für eine Produktseite, einen Prototypen und ein Mobile Design für eine schon bestehende Augmented Reality App.
Der Plan war, erst drei bis vier Wochen in Vietnam ohne zu arbeiten zu reisen und dann in Thailand auch mal ein paar Tage länger an einem Ort zu bleiben, um eben an genau diesen Aufträgen zu arbeiten.
Ich war mir ziemlich sicher, dass ich die Projekte irgendwie alle fertigstellen und den Kunden liefern könnte. Wie sich aber vor Ort rausstellte, war es doch nicht so einfach, wie gedacht. Aber dazu später mehr.
Lass uns am besten erstmal mit dem anfangen, was ich bewusst auf dieser Reise in Kombination mit dem Arbeiten dazu gelernt habe.
Was ich als Design Freelancer unterwegs gelernt habe
Die mit Abstand beste Erfahrung, die ich fast von Beginn an erleben durfte, war, viel effizienter zu arbeiten. Ich habe in einer Premium Podcast Folge auf Patreon schon mal darüber gesprochen, dass es einen sehr wichtigen Unterschied gibt, zwischen produktiv arbeiten und effektiv arbeiten. Du kannst also locker vier Layouts am Tag erstellen, davon könnte aber keines wirklich die Ziele des Kunden erreichen. Das heisst, du hattest dann zwar einen sehr produktiven Tag und bist vielleicht stolz auf dich selber, warst aber nicht wirklich effektiv, was dir beim Arbeiten mit Kunden absolut nichts bringt.
Nur weil du lange an Dingen arbeitest, werden sie nicht auch gleich zu etwas wichtigerem. Und das bedeutet, dass das, was du tust, um einiges wichtiger ist als wie du es tust.
Natürlich weiß man das zuhause auch, aber auf Reisen ist es mir noch deutlicher bewusst geworden. In Deutschland bekommen wir einfach schon sehr früh dieses klassische und irgendwie auch veraltete Konzept von einem acht Stunden Tag aufgestempelt. Und deshalb versuchen wir auch oft, die gegebene Zeit mit dem zu füllen, was wir als Auftrag zu erledigen haben.
Genau deswegen gibt es bei mir im Home-Office auch häufig Tage, an denen ich einen ganzen Tag an einem Layout sitze. Wenn ich mir dafür aber beispielsweise nur drei Stunden geben würde, wäre das Ergebnis höchstwahrscheinlich das Gleiche wenn nicht sogar noch besser, weil man in kürzerer Zeit ja auch konzentrierter arbeiten kann.
Das war aber nicht nur der einzige Antrieb, der mir geholfen hat, an meinen Arbeitstagen im Urlaub Aufgaben schnell zu bearbeiten. Der wahrscheinlich einflussreichste Antrieb war direkt vor meiner Tür: Die Natur, das Ungewisse, neue Erfahrungen. Alles das, für was ich überhaupt losgezogen bin, lockt mich quasi aus diesem Arbeits-Trott raus.
Ich hätte einfach nichts davon, im Urlaub die gleichen acht Stunden abzuarbeiten, wie es die meisten in Deutschland jeden Tag tun. Danach wäre nur noch sehr wenig von dem zur Verfügung, wofür man eigentlich arbeitet. Ich hätte nicht mehr genügend Zeit, etwas zu erleben oder am Strand zu faulenzen.
Dieser Antrieb hatte während meiner Reise einen viel größeren Einfluss auf mich und meine Arbeit als es in den vergangenen Jahren zuhause der Fall war. Und im Nachhinein macht es für mich so viel mehr Sinn, genau das auch wieder mit in mein Home-Office nach Hamburg zu bringen.
Ich möchte mir selbst unabhängig von dem Kunden knappere Deadlines setzen. Und zudem nur an den Dingen arbeiten, die auch wirklich wichtig sind und sich danach auch einfach mal direkt zu belohnen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
Das Problem ist, dass es einem ständig umgekehrt auf sozialen Medien vorgelebt wird. Hustle, Hustle, arbeiten, arbeiten. Der richtige Unternehmer hat nur wenig Zeit und das ist irgendwie cool.
Da steckt natürlich auch viel Wahrheit drin. Von nichts kommt einfach auch nichts. Aber ich sage lieber, dass wirklich smart zu arbeiten, vielleicht in Zukunft für mich die interessantere Herausforderung ist. Wie kann ich also Abläufe auf eine schlaue Weise noch mehr optimieren und automatisieren, sodass ich mehr Zeit für andere Dinge im Leben habe, ohne dabei Kompromisse in Umsatz und Komfort eingehen zu müssen.
Das ist meine persönliche Herausforderung für nächstes Jahr und ich bin froh, dass sie sozusagen während dieser Reise entstanden ist.
Warum für mich als Design Freelancer das ortsunabhängige Geld verdienen eher nichts ist
Was das Arbeiten auf Reisen schwierig macht
Jetzt, da ich dir meine beste Erfahrung in Bezug auf das Arbeiten verraten habe, geht es natürlich auch um das, was das Arbeiten auf Reisen vielleicht eher nicht so einfach macht.
Wenn man sich die Bilder anschaut, die andere Freelancer und digitale Nomaden von unterwegs aus posten, dann sieht diese Art zu arbeiten irgendwie super geil aus.
Du hast Urlaub, kannst jeden Monat bisschen reisen und nebenher auch noch dein Geld verdienen. Das hört sich schon wie ein Traum-Job an.
Fangen wir aber erstmal damit an, das gerade in Vietnam und Thailand, wo wir jetzt unterwegs waren, die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit einfach ganz anders sind als in Deutschland. Dein Körper fühlt sich tagsüber und auch in der Nacht irgendwie schwerer und anstrengend an, weil dich diese Gegebenheiten einfach runterziehen. Man denkt lustigerweise schnell darüber nach, ob eine bestimmte Bewegung jetzt wirklich sein muss oder nicht. Und genauso ist es auch mit deinem Gehirn. Über Projekte nachzudenken oder sich gute Ideen zu überlegen, ist mir dort schwerer gefallen, als Zuhause.
Was ich damit sagen will ist, dass du bei anderen oft diese Bilder in der Natur oder am Strand siehst und am nächsten Tag vielleicht ein Bild von einer Arbeitssituation und du verbindest diese zwei Dinge schnell miteinander. Meine Erfahrungen haben mir aber gezeigt, dass es sehr schwierig ist, überhaupt draußen zu arbeiten, gerade weil das Wetter einfach so anstrengend ist. Selbst dein Laptop auf dem Schoß wird schnell super heiss, so dass man ihn lieber auf einem Tisch ablegen würde. Und genauso ist die Vorstellung am Strand zu arbeiten der größte Quatsch, weil dir da ständig der Sand in die Tastatur fliegen würde.
Ich habe mal ein paar Tage lang jeden Morgen um halb sieben an einem Tisch unter einer traumhaften Palmenlandschaft in einem gepflegten Garten gesessen und sozusagen mit Blick aufs Meer zwei bis drei Stunden gearbeitet. Aber mehr ging dann auch nicht. Das Wetter hat mich schon morgens so runtergezogen und ich könnte mir absolut nicht vorstellen, dort mal sechs Stunden am Stück zu layouten. Zusätzlich hast du natürlich auch Stech-Mücken, die nerven oder Ameisen die über deinen Bildschirm laufen.
Das heisst, auch wenn ich dort an den schönsten Stränden bin oder in einer Palmenlandschaft wohne, musste ich mich sozusagen trotzdem zum Arbeiten zurückziehen.
Jetzt im Nachhinein hat alles gut funktioniert, aber nur weil ich mir schon vor der Reise bewusst die Projekte mitgenommen habe, bei denen ich wusste, wie ich sie abarbeiten könnte und wie lang ich in etwa Zuhause dafür brauchen würde. Wenn ich mir jetzt aber vorstelle, längere Zeit unterwegs zu sein und die gleiche Art von Projekten zu bearbeiten, die ich dieses Jahr schon fertiggestellt habe, dann würde das dort nicht funktionieren.
Für manche Layouts, Konzepte und Ideen brauche ich einfach den ganzen Tag und ich genieße es auch mal von morgens bis abends an einem Projekt zu arbeiten. Aber das wäre an den Plätzen, wo wir jetzt waren, so anstrengend für mich gewesen, dass ich es überhaupt nicht richtig genossen hätte.
Und auch wenn in Thailand die Massagen super sind, wäre mein Rücken total kaputt. Du hast einfach keinen teuren Schreibtischstuhl, der dir in jedem Resort zur Verfügung steht. Du sitzt auf einem Holzstuhl vielleicht sogar ohne Polster oder Lehne und ich war froh, wenn ich nach zwei Stunden wieder aufstehen konnte.
Und wenn ich mich in ein Restaurant oder Coworking Space gesetzt habe, dann waren dort vielleicht bessere Gegebenheiten, aber ich war zu schnell abgelenkt von anderen Menschen oder einfach von der neuen Umgebung. Für mich würde es also eine sehr große Aufgabe und Umstellung sein, das gleiche Level, das ich hier in Hamburg an Jobs und Aufträgen für Kunden bearbeite, genauso ortsunabhängig zu liefern.
Was ich zudem beim Arbeiten am meisten vermisst habe, war einerseits mein Schreibtischstuhl und mein 27" großer Bildschirm. Wenn ich an Web-Layouts arbeite, möchte ich einfach nicht immer auf einen kleinen Laptop-Screen schauen müssen. Das ist für eine gewisse Zeit mal ok, aber wenn ich viele Designs ausprobieren möchte, dann müssen die angelegten Layouts auch atmen können und Platz außen herum haben.
Aber genau diese Erfahrungen und Schwierigkeiten wollte ich ja auch erstmal in diesen zwei Monaten ausprobieren und erleben. Würde ich das ganze jetzt nochmal bewusst machen wollen, würde ich mich vor Ort von Beginn an ganz klar nach anderen Gegebenheiten umschauen. Wir sind eben auch häufig zuerst danach gegangen, wo es am schönsten ist und nicht danach, wo ich vielleicht am besten arbeiten könnte.
Schnell abgelenkt werden
Trotzdem muss ich mir auch eingestehen, dass ich jemand bin, der am besten arbeiten kann, wenn niemand ständig durch mein Büro läuft, wenn es eher ruhig um mich rum ist und wenn ich mich in einem gewohnten Umfeld befinde. Ich weiß einfach, wie schnell ich bestimmte Dinge an meinem Schreibtisch normalerweise bearbeiten kann. Und das ist auch eine Stärke, die ich häufig beobachte, wenn ich als Freelancer mit anderen im Team arbeite. Ich kann im Vergleich zu anderen einen sehr starken Fokus entwickeln und wirklich schnell Aufgaben lösen. Und mir wurde im Urlaub einfach bewusst, dass ich das nicht überall abrufen kann. Und das ist für mich persönlich auch eine extrem wertvolle Erfahrung. Weil es absolut kein Problem ist Urlaub und Arbeit eben auch zu trennen.
Welche Freiheiten ich trotzdem als Design Freelancer auch Zuhause habe
Wenn man ehrlich ist, habe ich die gleichen Freiheiten, die ein Freelancer auf Weltreise hat, ja auch Zuhause. Wir nutzen sie vermutlich nur einfach weniger.
Ich habe erst kürzlich noch mit einem Designer aus meiner Patreon Community darüber gesprochen. Es geht nicht unbedingt um die Freiheit, überall zu arbeiten, sondern auch darum, zu entscheiden, wann man eigentlich arbeitet.
Wenn ich also übers Wochenende Freunde in einer anderen Stadt besuche, muss ich nicht Sonntag Abend wieder zurückfahren, nur weil Montag wieder mein fester Job anfängt. Wenn du selbstständig bist, kannst du noch ein paar Tage dran hängen oder auch erst dann zurückfahren, wenn zum Beispiel die Preise günstiger sind. Und diese Flexibilität macht es wirklich aus und ist auch vor Ort Zuhause vorhanden.