Sobald wir digitale Geräte wie Smartphones, Tablets und auch Fernseher bedienen, fangen wir auch an Gewohnheiten zu entwickeln. Wir wissen, wo sich was befindet und was bestimmte Symbole in einer UI bedeuten. Und damit die Benutzung auf solchen Geräten auch zu einem richtigen Erlebnis wird, gibt es auch häufig Design-Richtlinien von zum Beispiel Apple oder Google. Deshalb müssen wir als Designer nicht jedes Element neu erfinden und den Benutzer damit zu neuen Gewohnheiten zwingen. Wir sollten öfters Vorhandenes nutzen und Funktionierendes abschauen.

Aber warum fällt das vielen Unternehmen an einigen Stellen so schwer? Warum versuchen sie immer wieder eigene oder sogar einzigartige Applikationen rauszubringen zu wollen?

Sobald wir digitale Geräte wie Smartphones, Tablets und auch Fernseher bedienen, fangen wir auch an Gewohnheiten zu entwickeln. Wir wissen, wo sich was befindet und was bestimmte Symbole in einer UI bedeuten. Und damit die Benutzung auf solchen Geräten auch zu einem richtigen Erlebnis wird, gibt es auch häufig Design-Richtlinien von zum Beispiel Apple oder Google. Deshalb müssen wir als Designer nicht jedes Element neu erfinden und den Benutzer damit zu neuen Gewohnheiten zwingen. Wir sollten öfters Vorhandenes nutzen und Funktionierendes abschauen.

Aber warum fällt das vielen Unternehmen an einigen Stellen so schwer? Warum versuchen sie immer wieder eigene oder sogar einzigartige Applikationen rauszubringen zu wollen?

UX Beispiel: Amazon Prime App auf dem Apple TV

Ein gutes Beispiel ist die Amazon Prime App auf dem Apple TV, die Ende 2017 gelauncht wurde. Jeder hat darauf gewartet und als sie endlich da war, war es ein bisschen enttäuschend. Klar, das Wichtigste für Amazon und auch für die Kunden, ist der Content und der ist vorhanden. Aber wie werden Inhalte dargestellt? Jeder User, der schon Monate zuvor wöchentlich Apps auf dem Apple TV geöffnet hat, war eine andere Bedienung und Darstellung gewohnt.

Amazon hat die von Apple vorgegebenen „Human Interface Guidelines” zu diesem Medium komplett ignoriert. Die Prime App verwendet eigene Darstellungen, die aber nichts mit dem Erlebnis zu tun haben, das ein Nutzer eigentlich auf diesem Gerät gewohnt ist. Warum ist das so?

Und falls du selbst so ein Gerät Zuhause hast, dann weißt du, dass es bestimmte UI und auch UX Entscheidungen gibt, die ein Erlebnis auf dem Apple TV ausmachen. Zum Beispiel:

  • den Parallax Effekt auf den Film-Covern
  • der Sound beim Wechsel von einem Menü zum Nächsten
  • die Schattierungen und Farb-Effekte sobald ein Element über die Fernbedienung fokussiert wird
  • die Navigationsstruktur
  • die Darstellung von Film-Sammlungen usw.

All das wurde bei der Prime App ignoriert. Sie verwenden ganz einfach ihren eigenen Stil.

Jetzt musst du dir vorstellen, dass Apple sich ja vorher Monate, wahrscheinlich sogar Jahre Gedanken darüber macht, wie ein Erlebnis auf dem Apple TV geschaffen werden kann. Deshalb stellen sie auch Hilfestellungen zu Verfügung, wie man für dieses Medium designen soll. Warum sollte man sich als Designer dann die Arbeit machen und Elemente neu erfinden wollen?

Welches Design ist ein User gewohnt?

Siehe auch: Die Rolle der Zielgruppe

Bevor du den Auftrag bekommst, ein User Interface zu gestalten, frag dich immer, in welcher Umgebung das Design präsentiert und auch bedient werden soll. Und wenn sich herausstellt, dass die Entwicklungsumgebung ein Tablet oder ein Smartphone ist, dann nutze auch die Vorgaben, die dort von dem Betriebssystem verwendet werden sollten. Das heisst nicht, dass der Zurück-Button genau so aussehen muss, aber er sollte die gleiche Position und Mindestgröße beinhalten. Denn das trägt dazu bei, dass der User weiß, wo sich Elemente befinden und wie man die Anwendung bedient. Und darauf kommt es an.

Wir müssen uns immer vorstellen, dass der User nicht nur deine neue coole App auf dem Smartphone jeden Tag öffnet, sondern etliche andere Apps davor auch. Warum sollten wir also versuchen, ihn in eine neue Gewohnheit zu zwingen? Und das fällt selbst den Big-Playern oft noch schwer.

Was möchte beispielsweise Apple, was Google tun soll? Ihre UI Elemente verwenden. Was will Google, dass Apple tut? Ihre UI Elemente verwenden. Tun sie es beide? Zum Teil.
Schau dir mal die Apps an, die von solchen Herstellern gebaut werden. Es ist wie ein Corporate Design, das nach außen hin überall präsentiert werden soll und deshalb auch auf anderen Plattformen Vorhandenes „überschreibt”. Aber ist das gut für uns?

Sollte dein Design einzigartig sein?

Ein Design überhaupt erst einzigartig zu machen, bedeutet eine Menge Arbeit. Und wie ich gerade beschrieben habe, ist es an vielen Stellen auch gar nich unbedingt gefragt.

Es ist legitim, Elemente zu verwenden, die schon vorher vorhanden waren. Auch Ideen, wie etwas bedient werden könnte, sollten wir aufgreifen. Wir bekommen ganz einfach über andere vorhandene Layouts den Nachweis, ob etwas funktioniert oder nicht. Klar passt man hier und da etwas dem eigenen Layout und Konzept an, aber im Grunde genommen, kopieren Designer Ideen, die wo anders gut funktioniert haben und setzen sie auf eine angepasste Weise um. Und dafür muss man sich nicht schämen.

Wenn du beispielsweise eine Slideshow integrierst, dann gibt es für gewöhnlich ein vor und zurück Button und eine Pagination. Über die Pagination weiß der User, wie viele Slides noch kommen werden und damit kann er auch schnell zu einem Bereich springen. Dieser Aufbau funktioniert und es hat eventuell negative Auswirkungen auf die Bedienung, wenn du einen Teil davon ignorierst oder einfach weglässt. Es hat sich einfach bewährt, dass eine Slideshow mit diesen Informationen gut funktioniert. Diese Arbeit hat also schon jemand anderes für dich gemacht. Du musst es nicht noch mal auf Teufel komm raus neu erfinden.

Wie du das Ganze dann letztendlich darstellst, bleibt dir überlassen. Ob die Pagination also nun rund, eckig oder mit Zahlen ausgestattet wird. Aber mach dir nicht die Arbeit, bei jedem neuen Layout wieder zu versuchen, Elemente einzigartig darstellen zu wollen.

Du hast vermutlich nicht den Auftrag, ein zeitloses Kunstwerk zu erstellen.

Es gibt die Aufträge und Projekte, bei denen ein wirklich beeindruckendes Design geschaffen werden soll und dann machst du dir sicherlich Gedanken über Einzigartigkeit. Aber vergiss nicht, dass du für die meiste Zeit nicht den Auftrag hast, ein zeitloses Kunstwerk zu erstellen. Du gestaltest vielleicht eine Website oder eine App. Und das Ziel dabei ist nicht, User herauszufordern oder zu verwirren. Du möchtest ihnen ganz einfach die nötigen Inhalte auf eine interessante Weise präsentieren. Und dazu verwendest du auch Ideen, in die ein anderer UI/UX Designer schon seinen Kopf reingesteckt hat.

Und denke auch daran, dass ein einzigartiges Design dir wenig bringt, wenn du es nicht auch richtig erleben kannst. Was ich damit meine ist, dass Designer sich zwar schnell coole Dinge überlegen können, diese dann aber beispielsweise für eine Desktop Variante konzipiert werden und auf einem Smartphone nur zum Teil bis gar nicht funktionieren.

Wenn du also dabei bist, ein wirklich besonderes oder sogar einzigartiges Design zu schaffen, dann musst du dir auch überlegen, wie dieses von einem Widescreen oder Fernseher bis hin zum iPhone aussehen kann.

Wann solltest du experimentell werden?

Wenn du dir auf einer Designer-Plattform wie Dribbble mal die beliebtesten Screenshots anschaust, kannst du als geübter Kreativer vermutlich schnell erkennen, dass mehr als die Hälfte der Projekte fiktiv sind oder extrem schwer umsetzbar wären. Man erkennt schnell, ob ein Layout wirklich durchdacht ist und ob er als Auftrag funktionieren würde. Und das ist absolut ok, denn auf solchen Plattformen ist es legitim, rum zu experimentieren und verrückte Dinge zu gestalten. Andere Designer lieben das.

Und auch wenn ein experimentelles Design an vielen Stellen nicht die richtige Wahl für ein Kunden-Projekt wäre, hälst du damit doch deine Kreativität auf Trap und zeigst auch möglichen Kunden dein Können und an welchen Projekten du überhaupt interessiert bist.

UI/UX Designer müssen nicht alle UI Elemente neu erfinden
  • Dieser Beitrag enthält eine Podcastfolge!

    Diese Kannst du direkt auf Patreon oder in einer Podcast App deiner Wahl anhören.

  • Dieser Beitrag enthält ein Video!

    Das Video wird dir auf Patreon freigeschalten.

Diesen Beitrag als Podcast hören

UX Beispiel: Amazon Prime App auf dem Apple TV

Ein gutes Beispiel ist die Amazon Prime App auf dem Apple TV, die Ende 2017 gelauncht wurde. Jeder hat darauf gewartet und als sie endlich da war, war es ein bisschen enttäuschend. Klar, das Wichtigste für Amazon und auch für die Kunden, ist der Content und der ist vorhanden. Aber wie werden Inhalte dargestellt? Jeder User, der schon Monate zuvor wöchentlich Apps auf dem Apple TV geöffnet hat, war eine andere Bedienung und Darstellung gewohnt.

Amazon hat die von Apple vorgegebenen „Human Interface Guidelines” zu diesem Medium komplett ignoriert. Die Prime App verwendet eigene Darstellungen, die aber nichts mit dem Erlebnis zu tun haben, das ein Nutzer eigentlich auf diesem Gerät gewohnt ist. Warum ist das so?

Und falls du selbst so ein Gerät Zuhause hast, dann weißt du, dass es bestimmte UI und auch UX Entscheidungen gibt, die ein Erlebnis auf dem Apple TV ausmachen. Zum Beispiel:

  • den Parallax Effekt auf den Film-Covern
  • der Sound beim Wechsel von einem Menü zum Nächsten
  • die Schattierungen und Farb-Effekte sobald ein Element über die Fernbedienung fokussiert wird
  • die Navigationsstruktur
  • die Darstellung von Film-Sammlungen usw.

All das wurde bei der Prime App ignoriert. Sie verwenden ganz einfach ihren eigenen Stil.

Jetzt musst du dir vorstellen, dass Apple sich ja vorher Monate, wahrscheinlich sogar Jahre Gedanken darüber macht, wie ein Erlebnis auf dem Apple TV geschaffen werden kann. Deshalb stellen sie auch Hilfestellungen zu Verfügung, wie man für dieses Medium designen soll. Warum sollte man sich als Designer dann die Arbeit machen und Elemente neu erfinden wollen?

Welches Design ist ein User gewohnt?

Siehe auch: Die Rolle der Zielgruppe

Bevor du den Auftrag bekommst, ein User Interface zu gestalten, frag dich immer, in welcher Umgebung das Design präsentiert und auch bedient werden soll. Und wenn sich herausstellt, dass die Entwicklungsumgebung ein Tablet oder ein Smartphone ist, dann nutze auch die Vorgaben, die dort von dem Betriebssystem verwendet werden sollten. Das heisst nicht, dass der Zurück-Button genau so aussehen muss, aber er sollte die gleiche Position und Mindestgröße beinhalten. Denn das trägt dazu bei, dass der User weiß, wo sich Elemente befinden und wie man die Anwendung bedient. Und darauf kommt es an.

Wir müssen uns immer vorstellen, dass der User nicht nur deine neue coole App auf dem Smartphone jeden Tag öffnet, sondern etliche andere Apps davor auch. Warum sollten wir also versuchen, ihn in eine neue Gewohnheit zu zwingen? Und das fällt selbst den Big-Playern oft noch schwer.

Was möchte beispielsweise Apple, was Google tun soll? Ihre UI Elemente verwenden. Was will Google, dass Apple tut? Ihre UI Elemente verwenden. Tun sie es beide? Zum Teil.
Schau dir mal die Apps an, die von solchen Herstellern gebaut werden. Es ist wie ein Corporate Design, das nach außen hin überall präsentiert werden soll und deshalb auch auf anderen Plattformen Vorhandenes „überschreibt”. Aber ist das gut für uns?

Sollte dein Design einzigartig sein?

Ein Design überhaupt erst einzigartig zu machen, bedeutet eine Menge Arbeit. Und wie ich gerade beschrieben habe, ist es an vielen Stellen auch gar nich unbedingt gefragt.

Es ist legitim, Elemente zu verwenden, die schon vorher vorhanden waren. Auch Ideen, wie etwas bedient werden könnte, sollten wir aufgreifen. Wir bekommen ganz einfach über andere vorhandene Layouts den Nachweis, ob etwas funktioniert oder nicht. Klar passt man hier und da etwas dem eigenen Layout und Konzept an, aber im Grunde genommen, kopieren Designer Ideen, die wo anders gut funktioniert haben und setzen sie auf eine angepasste Weise um. Und dafür muss man sich nicht schämen.

Wenn du beispielsweise eine Slideshow integrierst, dann gibt es für gewöhnlich ein vor und zurück Button und eine Pagination. Über die Pagination weiß der User, wie viele Slides noch kommen werden und damit kann er auch schnell zu einem Bereich springen. Dieser Aufbau funktioniert und es hat eventuell negative Auswirkungen auf die Bedienung, wenn du einen Teil davon ignorierst oder einfach weglässt. Es hat sich einfach bewährt, dass eine Slideshow mit diesen Informationen gut funktioniert. Diese Arbeit hat also schon jemand anderes für dich gemacht. Du musst es nicht noch mal auf Teufel komm raus neu erfinden.

Wie du das Ganze dann letztendlich darstellst, bleibt dir überlassen. Ob die Pagination also nun rund, eckig oder mit Zahlen ausgestattet wird. Aber mach dir nicht die Arbeit, bei jedem neuen Layout wieder zu versuchen, Elemente einzigartig darstellen zu wollen.

Du hast vermutlich nicht den Auftrag, ein zeitloses Kunstwerk zu erstellen.

Es gibt die Aufträge und Projekte, bei denen ein wirklich beeindruckendes Design geschaffen werden soll und dann machst du dir sicherlich Gedanken über Einzigartigkeit. Aber vergiss nicht, dass du für die meiste Zeit nicht den Auftrag hast, ein zeitloses Kunstwerk zu erstellen. Du gestaltest vielleicht eine Website oder eine App. Und das Ziel dabei ist nicht, User herauszufordern oder zu verwirren. Du möchtest ihnen ganz einfach die nötigen Inhalte auf eine interessante Weise präsentieren. Und dazu verwendest du auch Ideen, in die ein anderer UI/UX Designer schon seinen Kopf reingesteckt hat.

Und denke auch daran, dass ein einzigartiges Design dir wenig bringt, wenn du es nicht auch richtig erleben kannst. Was ich damit meine ist, dass Designer sich zwar schnell coole Dinge überlegen können, diese dann aber beispielsweise für eine Desktop Variante konzipiert werden und auf einem Smartphone nur zum Teil bis gar nicht funktionieren.

Wenn du also dabei bist, ein wirklich besonderes oder sogar einzigartiges Design zu schaffen, dann musst du dir auch überlegen, wie dieses von einem Widescreen oder Fernseher bis hin zum iPhone aussehen kann.

Wann solltest du experimentell werden?

Wenn du dir auf einer Designer-Plattform wie Dribbble mal die beliebtesten Screenshots anschaust, kannst du als geübter Kreativer vermutlich schnell erkennen, dass mehr als die Hälfte der Projekte fiktiv sind oder extrem schwer umsetzbar wären. Man erkennt schnell, ob ein Layout wirklich durchdacht ist und ob er als Auftrag funktionieren würde. Und das ist absolut ok, denn auf solchen Plattformen ist es legitim, rum zu experimentieren und verrückte Dinge zu gestalten. Andere Designer lieben das.

Und auch wenn ein experimentelles Design an vielen Stellen nicht die richtige Wahl für ein Kunden-Projekt wäre, hälst du damit doch deine Kreativität auf Trap und zeigst auch möglichen Kunden dein Können und an welchen Projekten du überhaupt interessiert bist.